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Von pre-seed zu growth: Warum Start-ups nicht linear wachsen

  • Autorenbild: Michael Hellermann
    Michael Hellermann
  • 26. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. März


Der Weg zum Wachstum verläuft bei Unternehmen in der Gründungsphase nur selten linear. Bild von Sami ullah auf pixabay
Der Weg zum Wachstum verläuft bei Unternehmen in der Gründungsphase nur selten linear. Bild von Sami ullah auf pixabay

Viele Gründerinnen und Gründer kennen den vertrauten Sprachgebrauch: pre-seed, seed, growth. Diese Metapher der Pflanzenentwicklung vermittelt den Eindruck eines stetigen, kontinuierlichen Wachstums – wie bei einem Samen, der langsam zu einer Pflanze heranwächst. Doch in der Realität gleicht die Entwicklung eines Start-ups eher einem wellenartigen, oszillirenden Transformationsprozess.


Die Illusion des linearen Wachstums


Die traditionelle Pflanzenmetapher verleiht uns ein beruhigendes Bild: Man sät und pflegt, und schließlich wächst alles gleichmäßig. Dieses Bild suggeriert, dass der Fortschritt in klar definierten, aufeinander aufbauenden Phasen verläuft. Doch tatsächlich begegnen Start-ups in ihrer Entwicklung Herausforderungen, die sich in Form von radikalen Umbrüchen und abrupten Neuausrichtungen darstellen – nicht als sanfter Übergang, sondern als Phasen intensiver Transformation. Dies betrifft alle Geschäftsbereiche.


Was sind häufige Herausforderungen für Start-Ups in der Wachstumsphase


Es gibt viele Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg, die nach anfänglichem Wachstum sich erst einmal wie Stagnation oder ein Rückschritt anfühlen. Wir haben die wichtigsten für Euch zusammengefasst:


  1. Finanzen: Vom Bootstrapping zur investorbasierten Finanzierung


    • Ausgangslage: In den Anfangsphasen finanzieren sich viele Start-ups selbst (Bootstrapping) – agil, flexibel, aber oft ohne langfristige Planung. Sobald das Unternehmen wächst und der Markt anspruchsvoller wird, fehlt es an finanziellen Ressourcen.

    • Herausforderung: Der Übergang zu externem Kapital ist kein sanfter Übergang, sondern ein Sprung in eine völlig neue Welt. Externe Investoren bringen nicht nur Geld, sondern auch strikte Reporting-Standards, veränderte Kontrollmechanismen und den Druck, rasch zu skalieren.

    • Beispiel: Ein junges Tech-Start-up, das in der Seed-Phase mit minimalen Mitteln innovative Produkte entwickelt, steht plötzlich vor der Herausforderung, durch Investorenfinanzierung die Strukturen zu professionalisieren – oft begleitet von internen Konflikten und Identitätskrisen.


  2. Management und Unternehmenskultur: Vom Gründerteam zum professionellen Leadership


    • Ausgangslage: Anfangs übernehmen Gründer nahezu alle Aufgaben, arbeiten Hand in Hand und leben eine offene, experimentierfreudige Kultur. Doch mit dem Wachstum wird dieser informelle Ansatz zum Hemmschuh.

    • Herausforderung: Führungskräfte müssen lernen, Verantwortung zu delegieren, formale Strukturen einzuführen und gleichzeitig die einst lebendige Kultur zu bewahren – ein Balanceakt, der oft zu Reibungen und kulturellen Spannungen führt.

    • Beispiel: Ein Start-up, das in den ersten Jahren durch seine flexible, fast chaotische Zusammenarbeit glänzte, muss sich plötzlich in einem hierarchischeren System organisieren, was nicht selten zu Frustrationen und einem Gefühl des Kontrollverlusts führt.


  3. Vertrieb und Marketing: Von opportunistischen Experimenten zu systematischen Prozesse


    • Ausgangslage: Im Frühstadium ergibt sich der Vertrieb oft eher zufällig oder opportunistisch. Es wird in viele Richtungen geschaut und mitgenommen, was am Wegesrand liegt. Ein einzelner, glücklicher Kundenkontakt kann den Umsatz in die Höhe treiben und dem Unternehmen Auftrieb geben.

    • Herausforderung: Die wenigen Umsätze der Startphase decken den Kapitalbedarf des wachsenden Unternehmens nicht ab. Ein strukturiertes Vertriebssystem muss etabliert werden, das auf wiederholbaren Prozessen und systematischem Marketing basiert. Dies erfordert den Aufbau eines professionellen Teams, den Einsatz moderner CRM-Systeme und den Wechsel von spontanen Maßnahmen zu langfristigen Strategien.

    • Beispiel: Ein Start-up, das durch virale Marketingaktionen initial Erfolg hatte, muss sich plötzlich mit der Herausforderung auseinandersetzen, einen konstanten, vorhersagbaren Vertriebsprozess zu etablieren – was zu signifikanten organisatorischen Anpassungen führt.


  4. Prozesse und Geschäftsmodelle: Vom flexiblen Experiment zur standardisierten Skalierung


    • Ausgangslage: Die anfangs funktionierenden, improvisierten Prozesse werden bei steigendem Geschäftsvolumen oft ineffizient.

    • Herausforderung: Das Geschäftsmodell, das in der Gründungsphase erfolgreich war, muss neu gedacht, standardisiert und skaliert werden. Dies bedeutet tiefgreifende Umstrukturierungen in der Produktentwicklung, im Kundenservice und in der internen Administration.

    • Beispiel: Ein Software-Start-up, das sich in der Seed-Phase durch schnelle Iterationen und kurzfristige Kundenanpassungen auszeichnete, muss sich bei der Skalierung an starre Prozesse halten, um den Qualitätsansprüchen und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden – ein Übergang, der oft mit einer Krise einhergeht.


Das sind die wichtigen Faktoren für Start-Ups in ihrer Entwicklung


  • Wachstum ist kein geradliniger Prozess: Start-ups erleben wiederkehrende, disruptive Transformationsphasen, die weit von einem kontinuierlichen Wachstum abweichen.

  • Transformation erfordert Mut und Anpassungsfähigkeit: Gründer sollten den Übergang von einem flexiblen, experimentellen Ansatz zu strukturierten, skalierbaren Prozessen aktiv gestalten.

  • Veränderung bringt Schmerz, aber auch Chancen: Jede Krise und jeder Umbruch bietet die Möglichkeit, bestehende Strukturen zu überdenken, neu zu erfinden und langfristig stärker daraus hervorzugehen.

  • Die Balance zwischen Bewahrung und Erneuerung ist entscheidend: Während externe Investoren, neue Managementstrukturen und standardisierte Prozesse notwendig sind, dürfen die Kernwerte und die ursprüngliche Innovationskraft nicht verloren gehen.

  • Proaktive Transformation sichert den langfristigen Erfolg: Wer die anhaltenden Veränderungen als festen Bestandteil der Unternehmensentwicklung versteht, kann diese dynamischen Phasen als Wettbewerbsvorteil nutzen.


Fazit: Frühzeitig die richtigen Weichen Stellen


Die gängige Wachstumsmetapher – pre-seed, seed, growth – mag intuitiv und beruhigend wirken, doch sie verdeckt die Realität: Start-ups wachsen nicht linear. Vielmehr durchlaufen sie wiederkehrende, oft schmerzhafte Transformations-phasen, in denen alle Geschäftsbereiche radikal neu ausgerichtet werden müssen. Gründer und Manager, die diese zyklische Dynamik erkennen und proaktiv angehen, legen den Grundstein für nachhaltigen Erfolg und langfristige Resilienz. Nutzen Sie die Herausforderungen als Chance, Ihr Unternehmen immer wieder neu zu erfinden und zukunftsfähig aufzustellen.


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